Über Qualitäts-Kriterien für die Kunst der Moderne 2. Teil

Wer nun doch daran glaubt, dass es Qualität sehr wohl auch in der Kunst des 20ten und des 21ten Jahrhunderts gibt und wissen möchte, wie man sie von ihrem Gegenteil unterscheiden könne, kommt rasch darauf, dass er weder der Erste noch der Einzige ist, den diese Frage beschäftigt.

Auch den Berliner Kunstsammler und -händler Wolfram Völker hat sie so stark beschäftigt, dass er zahlreiche Menschen, die es eigentlich wissen müssten, um Aufklärung gebeten – und deren Antworten in einem Buch zusammengefasst. Titel: „Was ist gute Kunst?“*

Hören und schauen wir uns an, was Leute des Fachs dazu zu sagen haben. Da wäre einmal Dr. Christoph Heinrich, der in Wien Kunstgeschichte, Theaterwissenschaften und Germanistik studierte und heute als Direktor des Denver Art Museums tätig ist. Er meint: „Man kann davon ausgehen, das Qualität – und ebenso ihr Antagonist, der Kitsch – ein mehr oder minder breit abgestützter Konsens zwischen Produzenten/Künstlern und Endverbrauchern/Publikum ist“. Im Folgenden stellt er dann einige seiner Lieblingswerke vor und erläutert anhand derer, warum sie für ihn Beispiele für Qualität darstellen (u.a. Pink Bow von Jeff Koons und Dog Planet von Daniel Richter). Die Crux dabei: die Kriterien, die auf einzelne, ganz bestimmte Werke zutreffen, lassen sich nicht verallgemeinern, nicht zu einer Formel für die Beurteilung anderer Arbeiten ummünzen.

In seinem Fazit sagt er dann auch: „Es ist nicht einfach, eine Schlussfolgerung zu ziehen, es fällt schwer, die strahlende, anbetungswürdige >Qualität< zu benennen, ebenso schwer, wie ihre nächtliche Gegenseite, den grell herausgeputzten, verlogenen Bruder >Kitsch<.

Meine spontane Anmerkung dazu: Ich weiß gar nicht, ob Kitsch der wahre und einzige Gegenpol von guter Kunst ist. Gerade in der Gegenwartskunst gäbe es da für mich noch einige andere Anwärter: ideenlose, stümperhaft konzipierte und/oder mangelhaft ausgeführte Arbeiten.

*Erschienen im Hatje Cantz-Verlag

 

 

 

 

Die zweite profilierte Stimme im Bereich Malerei (das Buch ist nach verschiedenen künstlerischen Medien gegliedert) kommt von der deutschen Kunsthistorikerin und Museumskuratorin Gudrun Inboden. Sie ist der Meinung: „Was Qualität in der Kunst ist, lässt sich nicht definieren. Wie denn auch, wenn Kunst selbst nicht definierbar ist.

 

Aber eine gewisse Annährung an etwas Konkretes gibt es dann doch. Gudrun Inboden sagt nämlich: „ Doch so nebulos für uns das Wort „Qualität“ uns so ungeregelt sein Gebrauch auch sind, so liegt vielleicht gerade darin seine >Qualität<. Es eignet sich nämlich ganz und gar nicht dazu, der Kunst ein gewisses Sosein zu- oder vorzuschreiben Nehmen wir >Qualität< also so vage, wie sie ist und denken wir sie nicht als verlässliche, unveränderliche statische Konstante, sondern als „vage“, nicht berechenbare , dynamische Variable, die tatsächlich in der Kunst ihr Wesen treibt. Wir können uns Qualität dann vorstellen als eine eine >in< der Kunst wirkende >substantielle< Kraft, nicht als Energie, die etwas produziert – denn dann könnten und müssten wir wieder >definieren<, vielmehr als eine Kraft, die Impulse gibt, die anstößt, auslöst, in Gang setzt.“

 

Leider reicht diese Annährung nicht,           mich dazu zu befähigen, in der Moderne das Gute vom Bösen zu scheiden. Und so stehe ich auch am Ende der 2. Folge noch immer da wie Faust als Tor, der so klug ist ..na, Sie wissen schon.. Aber lassen wir die Hoffnung nicht sinken und schauen am nächsten Wochenende bei Folge 3 herein, um zu sehen, ob uns die Augen endlich aufgehen.

 

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